Um im Dickicht der Dutzenden Regenbogenblätter nicht unterzugehen, müssen sich die einzelnen Redaktionen schon etwas einfallen lassen. “Das goldene Blatt” beispielsweise wählt einen branchenunüblichen Weg: Das Heft ködert die Leserschaft mit positiven Geschichten — zum großen Teil zwar auch erfunden, aber mit Wohlgefühl.
In erschreckender Regelmäßigkeit bringen die Mitarbeiter in großen Lettern ihre riesige Freude zum Ausdruck. Sie verkünden “die Glücks-Botschaft des Sommers”, hoffen “auf diese schöne Nachricht” und jauchzen: “Die Versöhnung ist perfekt”.
Derzeit herrscht …
Also alles zum “Hurra”-Schreien in der Welt des “goldenen Blatts”? Nicht ganz! Eine ist dort schon vor langer, langer Zeit in Ungnade gefallen: Camilla Parker Bowles, seit der Hochzeit mit Prinz Charles im April 2005 “Her Royal Highness The Duchess of Cornwall” genannt. Camilla kriegt immer auf die Mütze.
Die — wie soll man sie nennen? — begleitende Berichterstattung zu ihrer Ehe mit Charles ist ein Panoptikum von möglichen Rüffeln: Schaut Camilla ernst auf einem Foto, muss sie bald wieder zur “Alkohol-Therapie” — die “letzte Chance für ihre Ehe”. Lacht sie, spinnt sie mal wieder “böse Intrigen” — ein “neues Ehe-Drama!”
Bereits fünf Tage vor der Hochzeit war eigentlich schon alles zum Scheitern verurteilt:
(Ausgabe 15/2005)
Seitdem gibt es ständig “bittere Trennung[en]“, “Ehekrach” und natürlich “Scheidung?”, “Scheidung!”, “SCHEIDUNG”:
(Ausgabe 1/2006)
(Ausgabe 6/2006)
(Ausgabe 6/2008)
(Ausgabe 39/2008)
(Ausgabe 3/2009)
(Ausgabe 17/2009)
(Ausgabe 34/2009)
(Ausgabe 35/2011)
(Ausgabe 47/2011)
(Ausgabe 3/2012)
(Ausgabe 16/2012)
(Ausgabe 43/2012)
(Ausgabe 8/2013)
(Ausgabe 35/2013)
(Ausgabe 47/2013)
(Ausgabe 7/20014)
(Ausgabe 16/2014)
(Ausgabe 28/2014)
(Ausgabe 41/2014)
Allein in den vergangenen zwei Jahren verkündete “Das goldene Batt” also ein Ehe-Drama, drei Ehe-Ausse und vier Scheidungen. Mal war es “endgültig”, mal “die ganze Wahrheit”. Und immer völliger Blödsinn.
Mit Dank an P. B. für den Hinweis!
Man hat den Eindruck, dass die zuständigen Redaktionsteams auch immer weniger versuchen, dem Ganzen noch einen halbwegs glaubwürdigen Anstrich zu geben. Oder wie sonst soll man sich die immer gleichen fröhlich grinsenden Gesichter zu den Scheidungs-Schlagzeilen erklären?
Das habe ich auch schon Gedacht,das Goldene Blatt schreibt seit jahren das sie ich scheiden lassen,Ehedrama usw.Denen fällt auch nicht’s mehr neues ein.
Und das soll der Leser glauben ? Das kann ich nicht glauben,
Claudia
Sie haben da in der Redaktion dieses Blitzdings, wie es die Man in Black benutzen um bei Menschen die Erinnerung schlagartig auszulöschen.
Nach jeder Redaktionskonferenz drücken sie da aufs Knöpchen und ballern allen Schreiberlingen die Erinnerung weg.
Vielleicht ist es auch ganz anders und sie saufen sich in der Redaktion jeden Tag so zu, daß die grauen Zellen einfach absterben.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann steht es auch noch in Ausgabe 07/20014 auf dem Titelblatt ;-)
“Da die Zielgruppe eh an Demenz leidet hauen wir mal einfach jedes halbe Jahr den gleichen Mist raus! Fällt doch gar nicht auf und die Omis freuen sich über Déjà-Vues”
…übrigens schöner Titel!
Wenn sie keine Kinder mehr kriegen können, dann lassen’s sich halt scheiden. Logisch, oder?
Macht jetzt Terry Gilliam Titelseiten beim Goldenen Blatt? Die zweite Hälfte sieht ja teilweise furchtbar aus! Zum Beispiel 43/2012. ist das ernst gemeint, oder soll das ein Witz sein?
Danke für die Mühe, die ihr Euch gemacht habt.
Ich nenne die Regenbogenblätter nur noch “Lückenfüllerblätter”, denn ich finde, besser kann man all die “zahllosen” Titel nicht bezeichnen. Dafür ist “Das goldene Blatt”, wie man sieht, mit seiner “Berichterstattung” über Charles und Camilla eine herausragendes Beispiel.
@Helen M. Was sollen die Blättchen denn auch sonst schreiben? Wenn all die Könige und Königinnen, Fürsten und Fürstinnen, Prinzen und Prinzessinnen die 50 überschritten haben und der Nachwuchs noch kaum für Skandalgeschichten taugt. Irgendwie muss das Blatt ja gefüllt werden, also wird getrennt, geschieden, versöhnt, getrennt…. was das Zeug hält. Oder zu mindestens jemand aus dem Umfeld trennt, scheidet …… sich. Einer 50-jährigen ein Kind “anzuhängen” wäre ja noch unglaubwürdiger als alles andere.
Also der Mund aus 41/2014 bei der guten Camilla findet sich etwas gedreht auf jeden Fall in 16/2014. Das ganze sieht wirklich so aus, als wenn Terry Gilliam nun zur Finanzierung seiner Filme eine Nebentätigkeit beim Goldenen Blatt angenommen hätte…
Da die Leserinnen meist über 65 Jahre alt sind werden sie sich wohl nicht mehr erinnern wenn eine Schlagzeile schon x-mal zu Lesen war ;)
Damit die ganzen Trennungs- und Scheidungsgeschichten über Charles und Camilla nicht übermässig unglaubwürdig werden müssen zwischendurch auch einmal positive Meldungen über deren Ehe oder zu mindestens Meldungen gebracht werden, warum die Trennung/Scheidung doch nicht so flott vorangeht wie vorausgesagt. Gestern war es wieder einmal so weit. “Das goldene Blatt” schreibt auf der Titelseite “Herzogin Camilla Ihr raffinierter Liebes-Trick”. Im Innenteil steht dann, dass Camilla die Scheidung hinauszögern will, indem sie, unter falschem Namen, Leserbriefe an englische Zeitungen schreibt. Dort soll sie sich negativ über eine zweite Scheidung von Charles auslassen, der dann, als nächster König, für die englische Krone untragbar sei. Es ist schon erstaunlich, wie viel Phantasie die Schreiber von Regenbogenblättern aufbringen, um ihre Seiten zu füllen.
In einer der nächsten Ausgaben des “goldenen Blattes” ist dann sicherlich wieder eine (Titel)geschichte über eine Trennung/Scheidung von Charles und Camilla zu lesen, die in Kürze bevorsteht.