Wenn die Regenbogenredaktionen mit ihrer Arbeit einer Frage ganz sicher nicht auf den Grund gehen wollen, dann dieser hier: Was ist wirklich passiert?
Die Maxime lautet eher: Was könnte möglicherweise vielleicht unter Umständen passiert sein, das sich besonders gut verkaufen lässt?
Und so hält diese Covergeschichte der “Heim und Welt” auch mitnichten das, was ihre aufklärerische Titelzeile den Lesern verspricht:
Nein, es geht den Mitarbeitern der “Heim und Welt” bei diesem Artikel ganz und gar nicht darum herauszufinden, wie es nun tatsächlich zum tödlichen Unfall Dianas kam. Und das Zitat, das sie Prinz William zuschreiben, haben sie sich auch nur selbst ausgedacht. In Wirklichkeit toben sich in ihrem Artikel die Liebe-Leser-wir-waren-tatsächlich-dabei-zwinker-zwinker-Journalisten auf zwei Seiten so richtig aus.
Und das liest sich so:
Die Fantasten der “Heim und Welt” sitzen also an Williams Bettkante, wenn der Prinz nachts an die Filmplakate denken muss, “auf denen Schauspielerin Naomi Watts (44) seiner Mutter erschreckend ähnlich sieht”.
Es ist eine ganz eigene Art der, nun ja, Berichterstattung, auf die sich der Klambt-Verlag mit seinen Schein-Reportagen spezialisiert hat. Eigentlich beansprucht im Verlagshaus in Baden-Baden die “Frau mit Herz” die Führungsrolle unter den Märchenerzählern. Doch in diesen Tagen scheint das Schwesterblatt “Heim und Welt” ihr diese Position ernsthaft streitig machen zu wollen.
Denn nur eine Woche später hat ein Teil der Redaktion seine Wahrsagerzelte in Großbritannien anscheinend abgebrochen, sich auf den Weg nach Spanien gemacht und dort im Palast von König Juan Carlos eingenistet.
Herausgekommen ist diese Geschichte:
Jene Redaktionsmitarbeiter, die in Großbritannien geblieben sind, haben ebenfalls eine Story ausgegraben zusammengedichtet — die “Zweite Chance für die Liebe” von Prinz Andrew und seiner Fergie:
Und für die Ausgabe der “Heim und Welt”, die am vergangenen Montag erschienen ist, haben sie noch eine Geschichte von Schloss Balmoral mitgebracht:
Nun hat sich die “Heim und Welt” in den vergangenen Wochen also in britische und spanische Paläste eingeschlichen und die gespitzten Ohren an die schweren Holztüren gelegt. Die meisten Mittendrin-Artikel aber liefert ihr Spürhund in den Niederlanden.
Zum Beispiel diesen hier von der Beerdigung Prinz Frisos:
Über den Tod und die Beerdigung Frisos ist inzwischen alles erzählt worden — alles, was tatsächlich passiert ist. All das zu erzählen, was nicht passiert ist, das hat sich jetzt offenbar die “Heim und Welt” zur Aufgabe gemacht.
Beispielsweise mit diesem Blick in Beatrix’ Inneres:
All diese Beispiel sind irre und verlogen und haben mit Journalismus so viel zu tun wie “Der Landser” oder “Perry Rhodan”. Es ist zusammengesponnener Mist, der Nähe und Authentizität vorgaukeln soll und im Grund nichts weiter ist als Schund, der an Redaktionsschreibtischen in Baden-Baden auf Papier gerotzt wurde.
Ein ganz besonderes Exemplar ist dabei mit dieser Titelgeschichte herausgekommen:
Denn die Szene, die in diesem Artikel geschildert wird, ist von vorne bis hinten — Zeile für Zeile — komplett ausgedacht. Hier die schönsten Auszüge:
Versonnen schweift ihr Blick hinaus auf den maerischen Garten des Drakensteyn-Schlosses. Die gleißende Morgensonne taucht den ganzen Raum in ein goldenes Licht. Bald werden alle hier sein. Willem-Alexander (46), Maxima (41), Constantijn (43) mit Laurentin (47), Mabel (45) und natürlich die Kinder. Gemeinsam wird die Familie an diesem Tag Frisos (✝44) Grab in Lage Vuursche besuchen.
Ach, könnte die Zeit doch zurückgedreht werden! Die schmerzvollen Erinnerungen zerreißen ihr Mutterherz. Gedankenverloren stiert Beatrix in die Ferne, eine Träne kullert ihre Wange hinab …
“Oma, bitte hör doch auf zu weinen!” Die flehenden Worte ihrer Enkeltochter reißen Beatrix abrupt aus ihren Gedanken. Sie hat gar nicht bemerkt, wie sich Amalia (9) und ihre Cousinen, Frisos Töchter Luana (8) und Zaria (7) klammheimlich herangeschlichen haben. Beim Anblick der Mädchen legt sich ein warmes Lächeln auf Beatrix’ Gesicht. In den Stunden tiefster Trauer und Verzweiflung spenden die süßen Enkelchen ihr so viel Trost.
Zaria hüpft auf den Schoß ihrer Oma, drückt fest ihre Hand: “Du brauchst nicht traurig sein! Papa ist doch jetzt bei den Engeln!” Selig blickt Beatrix in die kleinen Augen ihrer Enkelin. Sie streichelt ihr zärtlich über die Wange, spricht leise. “Ich bin froh, dass ich euch habe!” Ihre Lieblinge schmiegen sich ganz fest an sie. Für einen Moment schließt Beatrix die Augen. Sie flüstert: “Lieber Gott, ich danke dir …!”
Herrjemine.
Diese sieben Beispiele von Schein-Reportagen stammen aus vier Wochen “Heim und Welt”. Was sagte der Klambt-Verlagsleiter Herbert Martin vor wenigen Tagen gleich noch in einem Beitrag des NDR-Medienmagazins ZAPP?
Es ist nicht so, dass Journalisten, die für Yellow Press-Produkte arbeiten, schlechter arbeiten, sie arbeiten nur anders.
Wenn die Regenbogenredaktionen mit ihrer Arbeit einer Frage ganz sicher nicht auf den Grund gehen wollen, dann dieser hier: Was ist wirklich passiert? Die Maxime lautet eher: Was könnte möglicherweise...
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