Gib der Regenbogenpresse ein klitzekleines Gerücht, und sie strickt einen großen Skandal daraus. Gib ihr ein “Enthüllungsbuch”, und sie dreht komplett am Rad.
In dieser Woche ist es Prinzessin Letizia von Spanien, die der unstillbaren Spekulationsgeilheit der Regenbogenheftchen zum Opfer fällt.
Denn eine brandheiße Schlagzeile erschüttert in diesen Tagen ganz Spanien: “Letizia hatte eine Abtreibung”, behauptet David Rocasolano (49).
Der Mann ist zu allem übel nicht irgendein verrückter Wichtigtuer,
… also nicht so wie sonst, wenn die “Woche der Frau” Geschichten ausgräbt, …
sondern Rechtsanwalt und – jetzt wird es ganz bitter – Letizias eigener Cousin!
Und der hat ein “erschütterndes” Buch geschrieben, das die Regenbogenredaktionen derzeit ganz schön in Fahrt bringt. Was auch kaum verwundert – denn jetzt müssen sie sich nicht mühsam etwas zusammenspinnen, sondern den Dreck einfach nur noch abschreiben.
Bei der “Woche der Frau” sieht das dann so aus:
Auch “Das neue Blatt” kriegt vor Entsetzen kaum noch Luft:
Jetzt steht alles auf dem Spiel. Einfach ALLES! Letizia von Spanien droht ihr ganzes Glück zu verlieren. Ihre Zukunft. Ihre Ehe. Ihre Kinder.
In Spanien stehen schwerste Vorwürfe im Raum. Der schlimmste: Letizia soll abgetrieben haben, 2002, kurz vor der Verlobung mit Felipe (45). Das wäre nicht nur ein Verstoß gegen das Gesetz gewesen. Das wäre auch ein Grund für die Exkommunizierung aus der katholischen Kirche.
[…] Für Letizia würde das im Klartext bedeuten: Ihre Ehe mit Felipe wäre ungültig, ihre Töchter wären unehelich, und sie selbst dürfte niemals Königin werden …
Es steht alles auf dem Spiel. Alles!
Das Heft prophezeit:
Und fragt:
Die “Heim und Welt” ist dermaßen schockiert, dass sie gleich drei Fragen auf einmal stellt:


Auch andere Blätter stürzen sich hechelnd auf den “Abtreibungs-Skandal” im spanischen Königshaus:
(“Die neue Frau”)
(“7 Tage”)
(“Viel Spaß”)
“das neue” stellt besorgt fest:
Detailliert schildert “das neue” in dem Artikel die Anschuldigungen des Cousins — von den Spekulationen über “Verfolgungswahn, Abtreibung und Kontrollsucht” bis hin zur Behauptung, Letizia “sei verantwortlich für den Selbstmord ihrer kleinen Schwester Érika († 31)”.
Über dem Artikel steht:
Ja, “das neue”. Da hast du ausnahmsweise mal recht.
Währenddessen räumt die “7 Tage” ein:
Möglich aber, dass die Kronprinzessin nun aber ihrerseits über eine Klage nachdenkt. Wenn es gar kein düsteres Baby-Geheimnis gibt und David Rocasolano gelogen hat, könnte er für fünf Jahre im Gefängnis landen. Gerücht oder Lüge – es bleibt abzuwarten.
Nicht für die “Freizeit Revue”. Für die steht längst fest:
Damit unterscheidet sich die “Freizeit Revue” von den meisten anderen Blättern. Denn sie schreibt die Aussage, Letizia sei “von einem anderen schwanger” gewesen, nicht mehr nur dem Cousin zu, sondern macht sie sich kurzerhand zu eigen.
Was es bedeutet, wenn ein Medium solche Behauptungen aufstellt oder verbreitet, obwohl diese nicht erweislich wahr sind, haben wir in einem anderen Eintrag ausführlicher erklärt. Wenn die Journalisten keine Beweise für ihre Behauptung vorlegen können, wenn sie nicht umfassend recherchiert haben (und dazu zählt mindestens, die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen), und wenn der Beitrag noch dazu so reißerisch gestaltet ist, dann machen sich diese Journalisten der üblen Nachrede (§ 186 StGB) schuldig.
Es ist wohl eher nicht davon auszugehen, dass die “Freizeit Revue” irgendwelche Beweise für ihre Behauptungen hat. Sie erwähnt jedenfalls nichts davon. Die einzige Quelle, die das Blatt nennt, ist dasselbe “erschütternde Enthüllungsbuch”, aus dem auch alle anderen zitieren. Und nicht nur auf dem Titelblatt, auch im Artikel lässt die “Freizeit Revue” wenig Zweifel an der Richtigkeit der “bitteren Vorwürfen”:
Etwa einen Monat vor [der Abtreibung], im September 2002, trafen sich Letizia und Felipe zum ersten Mal bei einem Abendessen. Das bedeutet: Als Letizia Felipe kennenlernte, war sie von einem anderen schwanger. [...]
In Spanien war eine Abtreibung damals illegal, falls keine physischen oder psychischen Indikationen vorlagen. Aus Machtstreben brach Letizia selbst Gesetze. Noch dazu hatte sie als Katholikin schwer gesündigt. Und Felipe? Er wusste von allem.
Mal ganz kurz, liebe “Freizeit Revue”. Also vielleicht ist ja tatsächlich was dran an den Vorwürfen, die der Cousin da in die Welt posaunt hat. Und angesichts der Konsequenzen, die damit verbunden wären, ist es wahrscheinlich auch gerechtfertigt, darüber zu berichten. Aber kann man solche üblen Beschuldigungen dann nicht wenigstens im Konjunktiv wiedergeben?
Oder was meinst du, “Echo der Frau”? Obwohl — was du von Konjunktiven hältst, haben wir gemerkt:
Auch die “Neue Post” fackelt nicht lange und erklärt die Vorwürfe schlichtweg zur Tatsache:

Doch das Blatt wäre nicht “Die Nr. 1 in Adel”, wenn es sich damit begnügen würde, einfach nur die Gerüchte nachzuplappern, die andere in die Welt gesetzt haben. Nein, hier legt man Wert auf “Qualität” und “Tradition” – und unterfüttert die Fremdspekulationen deshalb gewissenhaft mit ein paar eigenen wilden Mutmaßungen:
[…] vielleicht war das Kind auch die unerwünschte Folge einer durchfeierten, heißen Nacht? Die zarte Prinzessin war früher kein Kind von Traurigkeit. Wer erinnert sich da nicht an das Porträt, das Letizia 2004 halb nackt auf einer Plattenhülle zeigt …
Die “Neue Post” tut es jedenfalls. Und druckt “Das Nackt-Porträt” für all jene, die sich nicht mehr so gut erinnern können, sicherheitshalber nochmal ab.
Und besitzt dann sogar die Frechheit, Leitzias Cousin vorzuwerfen, er beschädige ihr Ansehen — in einem Artikel, der nichts weiter tut, als Leitizias Ansehen zu beschädigen:![Unfassbare Enthüllungen - Schock in Spanien - Letizia & Felipe - Er ist nicht der Vater ihres ersten Kindes! [Ein Großteil der rechten Seite ist mit einem Foto der weinenden Leitizia gefüllt]](http://www.topfvollgold.de/wordpress/wp-content/uploads/2013/04/letizia_abtreibung14.jpg)
Unter dem Bild auf der rechten Seite steht:
Eine Prinzessin kämpft mit den Tränen: Die Enthüllungen haben Letizia offensichtlich schwer getroffen.
Dass Letizia auf dem Bild “mit den Tränen” kämpft, könnte allerdings auch etwas damit zu tun haben, dass es 2007 aufgenommen wurde – auf der Beerdigung ihrer Schwester.
Das hat die “Neue Post” wohl leider übersehen. Aber an solche Dinge denkt man auch nicht, wenn man weder Skrupel noch Pietät besitzt.
Gib der Regenbogenpresse ein klitzekleines Gerücht, und sie strickt einen großen Skandal daraus. Gib ihr ein “Enthüllungsbuch”, und sie dreht komplett am Rad. In dieser Woche ist es Prinzessin Letizia...
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